Klaus Novy Preises 2022 verliehen

Klimaschutz und Partizipation – Themen, die die Wohnungsgenossenschaften in den aktuellen Zeiten vor neue Aufgaben stellen, und kreative Wege fordern, um beide Themen in Einklang zu bringen. Mit dem Klaus Novy Preis 2022 wurden nun jene Genossenschaften geehrt, die sich diese Themen zur Aufgabe gemacht haben. Überzeugt hat dabei vor allem das Forum Kreuzberg, die das „Dorf in der Stadt“ gemeinschaftlich im Sinne der Genossenschaft klimagerecht gestalten. Zur Verleihung des erstmals vom Verein „Wohnen in Genossenschaften“ vergebenen Preises kamen Wohnungsgenossenschaften verschiedenster Größe und Auslegung zusammen. Das Besondere: Ganz dem Genossenschaftsgedanken entsprechend wurden die Sieger im Finale vom Publikum selbst gekürt.

 

Der am 18. Oktober 2022 in Berlin verliehene Klaus Novy Preis steht unter dem Motto Klimaschutz und Partizipation. Insgesamt 33 genossenschaftliche Projekte haben sich beworben, mit unterschiedlichsten Konzepten - von einzelnen Maßnahmen zu gesamten Klimaschutzstrategien - und einem gemeinsamen Ziel: Gemeinschaftlich den Klimaschutz in der eigenen Genossenschaft voranzutreiben. Die Vorjury, welcher auch Johannes Novy, der Sohn des verstorbenen Gemeinwohlökonom angehörte, kürte zunächst acht Projekte als Finalisten, die Ihre Projekte im Finale vorstellen durften. Den endgültigen Sieg verdankten die Ausgezeichneten Ihrer eigenen Präsentation in Berlin und, ganz genossenschaftlich, allen Teilnehmenden der Preisverleihung, denn jeder vor Ort hatte eine Stimme und konnte so maßgeblich zum Sieg beitragen.

 

Alle fünf Jahre wird der Klaus Novy Preis für genossenschaftliches Wohnen an Wohnungsgenossenschaften verliehen, die den Gedanken Klaus Novys weitertragen und die Selbstorganisation als Aufgabe des Wohnens verstehen. Das besondere bei der Preisverleihung ist der Brückenschlag zwischen jungen und alten Genossenschaften, den Klaus Novy als Professor für Bauökonomie in den 1980er Jahren immer wieder forderte. Es ging ihm darum, die traditionellen Genossenschaften mit den neuen Bewegungen, den sozialen Suchbewegungen zu einem lebhaften und kreativen Austausch zusammenzuführen, um so tiefstehende Kommunikationssperren zwischen Genossenschaftsestablishment und den neuen Alternativen zu überwinden. Ein gutes Motto für die Preisverleihung, findet Moderator und Mitinitiator des Preises Ulrich Bimberg.

 

Die Siegerin des Preises das „Forum Kreuzberg“ bilden genau dieses Bindeglied zwischen Establishment und Suchbewegungen. Seit 50 Jahren arbeiten sie an dem Ziel genossenschaftliches Wohnen im Bestand zu ermöglichen und gleichzeitig durch qualitativen Neubau zu ergänzen. Das Dorf in Kreuzberg mit einem Mix aus einem Drittel Gewerbe und Kultur und zwei Dritteln Wohnen machte sich vor 20 Jahren auf den Weg, Klimaschutz im genossenschaftlichen Wohnen zu gestalten. Ein kleines Energie-Versorgungs-Unternehmen (EVU) mit PV-Anlagen, vier Blockheizkraftwerke, sieben Geothermie-Sonden und mehrere Luftwärmepumpen im Forum Kreuzberg mit vielen Lösungen unter der Erde und auf Freiflächen, Dächern und Fassaden, waren ein Ergebnis. Wie wichtig für die Genossenschaft die  Gemeinschaft beim Erreichen ihrer Ziele ist, zeigt die Freude und Energie der generationsübergreifenden Gruppe bei der Preisverleihung.  

 

Auf dem zweiten Platz folgten gleich zwei Projekte, die punktgleich gewählt wurden und die hohe Qualitätsdichte unterstreichen. Die Isarwatt aus München präsentiert, wie genossenschaftliche Energieproduktion und Sharing funktionieren können. Die Energiegenossenschaft, als Zusammenschluss mehrere Wohnungsgenossenschaften und -unternehmen in München, ist Münchens führender Mieterstromanbieter und sie geht mit kreativen Ideen weiter voran. Wer die gemeinschaftliche Waschmaschine nutzt, während sie Energie von den Solarpanelen auf dem Dach gewinnt, kann kostenlos waschen. Wer eine Bohrmaschine oder ein Auto benötigt, kann sich diese künftig auf der eigenen Sharing Plattform „klink“ leihen.

 

Genossenschaft mal anders, zeigte das ebenfalls zweitplatzierte Projekt Hyldespjældet aus Dänemark. Bereits in den 1970er Jahren wurde die Siedlung in einen sozialen Brennpunkt errichtet und im Anschluss der Mieterschaft zur Selbstverwaltung überlassen, denn die Pflege durch eine Hausverwaltung ist im dänischen Genossenschaftswesen nicht vorgesehen. Das Ergebnis: Von sozialer Benachteiligung ist hier nicht viel zu erkennen, dafür von sozialem Zusammenhalt, einem echten Dorfleben und dem großen Ziel seit Beginn die Klimaneutralität gemeinsam zu schaffen. Dazu tragen die eigenen Hühner genauso bei, wie der eigene Recyclinghof und die Biotoiletten. Alles getragen von verschiedenen Arbeitsgruppen, die sich bereits 1989 den Nachhaltigkeitsziele der UN verschrieben haben.

 

 „Lasst uns voneinander lernen“, war der Appell des Forums Kreuzberg in Ihrer Präsentation und so durfte der Austausch im Zuge der Preisverleihung natürlich nicht fehlen.  Damit dieser Austausch auch nach der Verleihung nicht verloren geht, wird eine umfassende Präsentation aller Teilnehmenden des Preises in den kommenden Wochen auf der Homepage des Vereins Wohnen in Genossenschaften e.V., www.wohnen-in-genossenschaften.de, zu finden sein.